Vor Susi und meiner Tour durch Northland haben wir beim Bamber House abgeklärt für zwei Wochen freie Unterkunft zu bekommen. Im Gegenzug für die kostenlosen Übernachtungen hatten wir 5 Tage die Woche 2,5 Stunden zu putzen und zu räumen. Gleich am Montag nach unserer kleinen Reise ging es morgens los: Toiletten putzen, Küche putzen, Betten beziehen, saugen, Staub wischen, etc… Insgesamt haben immer sechs Leute die Möglichkeit eine "Free Accommodation" zu bekommen und mit so vielen Leuten ging die Arbeit leicht von der Hand und war schnell erledigt.
Schön war es für mich das Hostelleben mehr mitzubekommen, da ich vorher ja bei Angela gewohnt hatte. Es hat Spaß gemacht so viele unterschiedliche Leute zu erleben, viele verschiedene Reisegeschichten zu hören und beim allabendlichen Kochen konnte man sich regelrecht von den verschiedensten Gerichten und Kochgewohnheiten der Leute inspirieren lassen.
Für unsere freien Tage hatten Susi und ich uns Ausflüge in das Aucklander Umland vorgenommen. Nun waren wir ja auch, mit ihrem Auto wesentlich mobiler als zuvor. Unser erster Ausflug führte uns nach North Shore. Wir wollten uns Devonport und Takapuna Beach ansehen und dort etwas Zeit verbringen. In Devonport haben wir uns einen Capuccino im Java House gegönnt, ein gemütliches Café in einer kleinen Seitengasse im Zentrum des Stadtteils. Danach ging es nach Takapuna und wir streiften durch die Haupteinkaufsstraße und am Strand entlang. Zurück am Auto sahen wir an der Windschutzscheibe, was wir kurz vorher befürchteten: Ein Strafzettel! Unwissend und leichtsinnig, ohne groß nachzuschauen, ob in der Einkaufsstraße kostenlos geparkt werden darf sind wir los gegangen und das war die Strafe: 200 $ (ca. 100 €). Allerdings waren wir uns auch nicht ganz sicher, ob es wirklich ein Strafzettel fürs Parken war, da wir wirklich nirgends ein Hinweis fanden, dass die Parkplätze kostenpflichtig sind.
Das war ein sehr "frustiges" Erlebnis. Wir versuchten in den zwei Wochen möglichst Geld zu sparen und putzen für freie Unterkunft und dann so viel Geld für einen Strafzettel!
Extrem frustriert machen wir uns auf den Heimweg und strichen gleich die Planung für den nächsten freien Tag: das wäre ein Tag im Waiwera Thermal Resort gewesen, ein Erlebnisbad mit 19 Pools, die durch natürlich heiße Quellen gespeist werden, inklusive "Movie Pool", zehn Riesenrutschen u. a. Mit einem Strafzettel von 200 $ war dieser Ausflug für den Folgetag jedenfalls gestrichen.
Dann kam jedoch der unerwartete glückliche Zufall: Ein Bekannter von Andys Vater, mit dem Andys Vater vor meiner Abreise noch Kontakt aufgenommen hat, besitzt ein Weingut südlich von Auckland, in Clevedon. Ursprünglich waren wir zum Essen bei ihm eingeladen und nun auf unserer Rückfahrt zurück zum Bamber House, rief er auf meinem Handy an und sagte es wäre toll, wenn wir bei ihm arbeiten könnten. Gerade wäre auf dem Weingut einiges zu tun und sie könnten unsere Hilfe gut gebrauchen. Das traf sich gerade gut, weil unsere Planung für den freien Tag gestorben war. Ich sagte ihm dann, dass wir gleich morgen Zeit hätten und so starteten wir unseren 2. Job auf dem Weingut "Vin Alto" in Clevedon.
Eine weitere glückliche Wendung nahm dann noch am selben Tag die Geschichte mit dem Strafzettel. Im Hostel fragten wir nochmal nach, weswegen wir genau den Strafzettel bekommen haben. Es stellte sich raus, dass er nicht wegen versäumter Parkgebühren war, sondern weil die falsche Plakette an der Windschutzscheibe aushing. Kauft man in Neuseeland ein Auto erhält man eine Plakette mit der Angabe des Besitzers und Vorbesitzers, eine andere Plakette gibt Auskunft über die Dauer der Registrierung des Wagens. Susi, als stolze erstmalige Autobesitzerin hatte die Plakette mit ihrem Namen, statt die mit dem Registrierungsdatum an die Windschutzscheibe geheftet. Netterweise hat Brian, derzeitiger Hostelmanager, beim Police Office angerufen und nachgehört. Er ist mit der Behörde dann schließlich so verblieben, dass die Plakette mit der Registrierung an sie gefaxt wird und die Strafe verfällt. Was für eine riesen Freude und Erleichterung.
Natürlich freuten wir uns trotzdem über den neuen Job!! Am nächsten Tag sind wir dann morgens nach Clevedon gefahren. Unsere erste Arbeit war Olivenpflücken und es hat so gut getan an der frischen Luft und dann noch mit so einer wunderschönen Aussicht über die grüne Wiesen- und Waldlandschaft zu arbeiten. Es war eine sehr angenehme Abwechslung zu der Arbeit im Hostel! Wir wurden sogar mit leckeren Weinen und hauseigenem Hirschfleisch verwöhnt.
An einem Tag wurden wir auch zu einem mehrgängigen Menü auf dem Weingut eingeladen. Die Speisen, die freundliche Bewirtung und die angenehme Atmosphäre waren ein wahres Erlebnis. Ein weiteres besonderes Erlebnis an diesem Tag war, dass ein Mitarbeiter, ein Motoren und Traktorenfan, uns zu einer Spritztour mit seinem selbst restaurierten Dodge Sport Coupe von 1929 einlud.
Die zwei Wochen waren richtig ausgefüllt und es blieb kaum mehr Zeit für Erkundungstouren ins Umland. Eine schöne Halbtagestour blieb dann aber doch. Es ging über die Waikatere Ranges im Westen Aucklands an die bekannten Küstenstreifen: Karekare Beach und Piha, wo wir schöne Sonnenstunden und Aussichten genießen durften.
Die Zeit verging sehr schnell und wir mussten uns über die weitere Reiseplanung klar werden. Noch bevor Steffi angekommen ist, entschieden wir uns dafür, dass eine Reise zu dritt mit Susis Auto kein guter Kompromiss ist. Also verblieben wir so, dass Susi mit ihrem Auto allein loszieht und ich mit Steffi, wie ursprünglich von uns beiden geplant, unser eigenes Vehikel besorgen und unsere Reise machen.
Steffi ist da!!
Am 14.05. sollte Steffi mittags ankommen. Die Arme musste allerdings einige Komplikationen mit ihrem Flug durchstehen und ihre Ankunft verspätete sich um "glücklicherweise nur" vier Stunden.
Steffi: Nach einem mehr oder weniger turbulenten aber trotzdem grandiosen Flug über viele schöne Landschaften, war ich endlich froh in Auckland heil angekommen zu sein.
Nachdem Susi und ich sie am Flughafen abholten, blieb uns noch Zeit für ein leckeres, ausgiebiges, gemeinsames Abendessen mit köstlichem "Vin Alto" Wein. Am nächsten Tag fuhr dann Susi los auf ihre Reise über die Inseln und für Steffi und mich begann die Suche nach einem geeigneten fahrbaren Untersatz.
Berti gefunden
Joana: Den Montag vor Steffis Ankunft habe ich zum Sammeln von den verschiedenen Aushängen an den Schwarzen Brettern sämtlicher innerstädtischer Backpackhostels genutzt. Habe die ganzen Aushänge mit Digitalkamera abfotografiert.
Am nächsten Tag haben wir uns gemütlich in ein Café gesetzt und uns am Laptop die Aushänge angesehen und uns durchtelefoniert.
Das ergab eine ganz effektive Suche und nach drei Tagen und einigen Probefahrten entschieden wir uns für einen kleinen Van mit eingebautem Bett und Stauplatz. Zwei nette Schweizer Jungs haben den Toyota Lite Ace von 1987 mit 270.000 die letzten drei Monate über die Insel gejagt. Der Kauf wurde mit einem leckeren Capuccino, eine Einladung der Schweizer, besiegelt.
Berti, der Van, so von den Schweizern getauft war nach ca. zwei Stunden (Autosichtung, Testfahrt, Eigentümerüberschreibung, Capuccino) unser und die Reise konnte starten.
An diesem Abend schliefen wir das letzte Mal im Hostel und am nächsten Tag nachdem Berti fertig gepackt war ging es los auf unsere Reise.
North Island (18.05.07-22.05.07)
Da wir nicht ganz so früh los kamen, wie geplant (es war schon dunkel und leider auch Rushhour) kamen wir an diesem Abend noch nicht so weit. Unsere erste Übernachtung war an einem Campingplatz in Huntly (18.05.07) an einem See gelegen.

Wir entschieden uns dafür, im Hinblick auf unseren doch etwas betagten Berti, so zügig wie möglich auf die Südinsel zu fahren um dort noch keine so tiefwinterlichen Wetterbedingungen zu haben.
So fuhren wir von Huntly einen ganzen Tag lang, bis wir in der Region Taranaki einen schönen Übernachtungsplatz direkt am Cape Egmont (19.05.07) am Strand gefunden haben.

Natürlich wollten wir uns die schöne Landschaft dort nicht entgehen lassen und machten auf dem Kegelvulkan Mt Egmont zwei kleinere Buschwanderungen mit beeindruckender Vegetation

und wunderschön ausgewaschene Flussbetten, wie bspw. die Wilkies Pools und Wasserfällen wie dem Dawson Fall.

Am gleichen Tag fuhren wir weiter und hielten in Waitotara (20.05.07) am Strand zur Übernachtung. Nach einem leckeren Nudelgericht mit frischem Gemüse schliefen wir die dritte Nacht in unserem Van.
Am Morgen darauf ging es weiter Richtung Wellington. Auf der Fahrt hatten wir eine "nette" Begegnung mit der Polizei. Mit Sirenenklängen und Blaulicht wurden wir an den Straßenrand gedrängt. Die Dame warf uns vor zu langsam auf dem Highway zu fahren. Die maximale Geschwindigkeit ist zwar nur 100 km/h, aber wir waren mit unseren 70 km/h kurz nach einer Ortschaft und dem Hinweis auf eine unübersichtliche Kreuzung ihrer Ansicht nach zu langsam (unsere Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt ungefähr 80-90 km/h). Wir sollten bei dem Tempo allen uns folgenden Auto Platz machen und links auf den Standstreifen abbiegen.
Tatsächlich fanden wir diesen Hinweis total abwegig, da der Standstreifen nur ca. 50 cm ist und dabei noch variiert. Außerdem sind bisher die uns folgenden Trucks und Autos beim Überholen derartig nah aufgefahren und auch stets sehr knapp vor uns eingeschert, sodass uns dabei schon mulmig wurde. Ein Ausweichen auf den linken "Standstreifen" würde für uns nur noch ein erhöhtes Risiko bedeuten. Wir sahen ihren Vorschlag also nicht ein und blieben bei unserem Tempo und Fahrweise und landeten am Abend in Waikanae (21.05.07). Etwas Zeit blieb uns an diesem Tag noch und wir nutzten sie, um uns einen kleinen Tierpark anzusehen: den Nga Manu Nature Reserve, wo wir tatsächlich im Nocturnal House den Hintern eines Kiwis entdecken konnten. Sehr aufregend ;)
Ankunft auf der Südinsel
Von Wellington aus nahmen wir spät in der Nacht, um 3 Uhr morgens, die Fähre nach Picton auf die Südinsel. So hatten wir noch Zeit uns Wellington näher anzuschauen und durch die Straßen zu schlendern. Im Gegensatz zu Auckland hat Wellington eine wunderschöne Fußgängerzone (Cuba Mall) in der wir auch gleich genüssliche Capuccino und Kakao tranken und entspannen konnten.
Am Abend sind wir dort auch lecker Essen gegangen, haben Billard gespielt und ließen es uns gut gehen.
Picton empfing uns um 6 Uhr morgens mit stürmischem Regenwetter. Eine abendteuerliche Fahrt über den Queen Charlotte Drive (Richtung Nelson) endete irgendwo an einem Campingplatz, wo wir uns noch etwas Schlaf gönnten. Nach ein paar Stunden beschlossen wir allerdings, da der Campingplatz eher für Wohnwagen ausgelegt war, einen anderen anzufahren. In Havelock (23.05.07) schließlich fanden wir einen Campingplatz zum Ausspannen und Planen unserer weiteren Reise.
Ausgeruht konnten wir uns am nächsten Tag für eine kleinere Wandertour begeistern. Im Pelorus Bridge Reserve wanderten wir den Trig K Walk, der uns nach einem 3-stündigen Anstieg durch eine Buschlandschaft mit einer wunderschönen Aussicht belohnte.
Im dortigen DOC Office verwöhnten wir uns mit selbst gemachtem Quiche, Pies, Kakao und Kaffee. Am selben Tag fuhren wir weiter Richtung Nelson und hielten zur Übernachtung am Strand von Glenduan (24.05.07), wo wir noch einen schönen Sonnenuntergang beobachten konnten.
Abel Tasman Coastal Track
Am nächsten Tag ging es nach Nelson. Hier informierten wir uns über den Abel Tasman Track im Information Center. Die Wettervorhersage für die kommenden Tage war hervorragend. Wir ergriffen die Gelegenheit und starteten unsere Wanderung am nächsten Tag.
Um möglichst früh loszukommen fuhren wir am selben Tag nach Marahau (25.05.07) und übernachteten dort im Van.
Nachdem wir unsere Treckingrucksäcke mit Schlafsack, Wäsche, Proviant (frische Milch, Marmelade im Glas, frisches Gemüse, wie Möhren, Pilze, Zwiebeln, etc.) gepackt hatten (natürlich viel zu schwer mit wahrscheinlich 20 kg pro Rucksack!!), ging es am 26. auf unsere viertägige Wanderung los.
Der Abel Tasman Track ist bekannt für die abwechslungsreiche Strecke entlang traumhafter Sandstrände,
kleiner Inseln, Lagunen und Hängebrücken im Buschwald.
Für einen Coastal Track, wie der Weg auch bezeichnet wird, war dieser jedoch sehr hügelig und die 20 kg machten sich ziemlich schnell auf Hüften und Schultern bemerkbar. Die wunderschönen Aussichten in kleinen, verwinkelten Buchten lenkten uns jedoch noch vom Gewicht ab. Von Marahau führte die erste Tour (4 Stunden/11,5 km) nach Anchorage Hut (26.05.07). Eine der vier Hütten entlang des Tracks.
Nach einem leckeren warmen Porridge am Strand mit Sonnenaufgang am Morgen
ging es am nächsten Tag Richtung Awaroa Hut. 21 km lagen vor uns. Zu beachten war an diesem Tag die Onetahuti Bay, die nur bei Ebbe begehbar ist und laut einer Karte nur 2 Stunden vor und nach dem Tiefstpunkt der Ebbe passierbar ist. Das hieße an diesem Tag spätestens um 15 Uhr.
Für uns bedeutete das einen gewissen Zeitdruck, den wir jedoch zunächst deutlich unterschätzten. Die erste Etappe bis nach Bark Bay Hut dauerte nämlich wesentlich länger als erwartet und so kamen wir mit der Ebbe etwas in Zeitdruck. Wir mussten unser Tempo deutlich erhöhen, wobei wir an dem Tag bereits fast 10 km mit den Rucksäcken gegangen waren. Zu unserem Pech war der Weg von Bark Bay bis Onetahuti Bay noch hügeliger, als die Etappen zuvor. Ziemlich fertig kommen wir schließlich 15:30 an der Bay an und erwarteten schon einen Fußmarsch durch die Flut. Doch was sehen wir: ein Hinweisschild das die besagte Bucht innerhalb von 4 Stunden vor und nach Ebbetiefstpunkt passierbar sei. In der Tat erblickten wir einen weit gestreckten Sandstrand konnten ohne Probleme an dem 40 Meter breiten Küstenstreifen entlang schlendern.
Nach einer ausgiebigen Pause an diesem schönen Strand ging es weiter Richtung Awaroa Hut.
Angesichts der Strecke die wir bereits zurückgelegt hatten an diesem Tag, erwarteten wir ein baldiges Ankommen an der Hütte. Doch auch hier haben wir uns verschätzt und endeten schließlich in der Dunkelheit mitten im Busch, was doch sehr unheimlich war und wir lenkten uns mit lauten Gesängen von unserer Angst ab. Nach dem Bushwalk in der stockdusteren Finsterheit, ging es dann auch noch ca. eine halbe Stunde weiter am Strand entlang bis endlich die lang ersehnte Awaroa Hut (27.05.07) vor uns lag. Völlig erschöpft ließen wir uns erstmal vor der Hütte unterm sternklaren Himmel und im hellen Mondlicht fallen, bevor wir in der gemütlich, vorgewärmten Hütte unsere Abendessen kochten.
Am nächsten Morgen konnten wir in der Sonne bis Mittags entspannen, da wir die Bucht nur bei tiefster Ebbe passieren konnten.
Die letzte Etappe lag vor uns und ging über 4,5 Stunden, 13 km nach Whariwharangi Hut (28.05.07)
vorbei an traumhaften Buchten mit wunderschönen Granitfelsformationen.
Morgens sechs Uhr in der früh klingelte unserer Wecker, damit wir wenigstens an diesem Tag nicht in Zeitdruck geraten würden. In Totaranui sollte nämlich um viertel vor drei unserer Wassertaxi ankommen, dass uns zu unserem Berti zurückfahren sollte.
Mittlerweile schon im Training und etwas leichterem Gepäck kamen wir an diesem Tag zügig voran und gönnten uns sogar in einer kleinen Bucht ein Bad in der Tasman Sea.
Am Totaranui Strand angekommen und auf das Wassertaxi wartend brauchten wir unsere letzten Proviant komplett auf und kratzten die Reste Honig und Erdnussbutter aus.
Zu unserer Freude nahm der Wassertaxifahrer nicht direkt Kurs nach Marahau sondern brachte uns zu einer Gruppe Delphine, die sich vor der Küste aufhielten. Außerdem konnten wir auf der Fahrt Seehunde und Pinguine beobachten.
In Marahau wurden wir von einem Traktor an Land gezogen und mit dem Boot über die Straße bis zum Parkplatz gebracht. Zu unserer großen Freude stand Berti wie wir ihn abgestellt hatten am selben Platz und wir fuhren gleich los nach Motueka einkaufen. Im Dunkeln fuhren wir noch so weit es möglich war Richtung Nelson Lakes National Park und hielten auf einem Parkplatz irgendwo in Tapawera (29.05.07).
Nelson Lakes National Park
Tiefgefroren aufgewacht, machten wir uns direkt auf den Weg nach St. Arnaud (30.05.07) weiter zu einer schnuckeligen Jugendherberge "Yellow House" um uns wiedermal eine Ruhephase zu gönnen (Duschen, Sachen waschen, Aufwärmen, Relaxen, etc…). St. Arnaud liegt an den nördlichen Ausläufern der Southern Alps und ist umgeben von glasklaren Gebirgsseen.

Zu unserem Glück war die Jugendherberge ausgebucht und wir durften uns für denselben Preis eines Mehrbettzimmers, in einer eigenen kleinen Hütte/Apartment neben dem Hauptgebäude, ausbreiten.
Diesen Tag hatten wir auch dringend nötig, da wir eine wirklich anstrengende Wanderung für die nächsten Tage vor hatten (die wir auch unterschätzen, wie sich später rausstellte). Nach einem köstlichen Abendessen (Hirschmedaillons an Feijoas, mit Spinat und "Creamy Goat Feta" sowie leckeren Kartöffelchen) und einem Ginger Beer (HMMMMMMMMM…..) schliefen wir ausnahmsweise heute mal in einem großen Doppelbett.
Schon in der früh machten wir uns diesmal leichter bepackt auf die in 1700 Metern Höhe gelegene Angelus Hut.

Der Weg führte uns von einem Parkplatz am Fuß des Mt Robert entlang den Speargrass Creek Track mitten durch den Wald bis zur Waldgrenze, von da aus ging es hin und her über den wilden Fluss, den wir auch an manchen Passagen nur barfuss überqueren konnten.

Der Weg wurde zunehmend steiler, unwegsamer und das Wetter schlug um von Sonnenschein nach neblig, kalt und nieselig. Nach jeder Kuppe, nach der wir jedes Mal die Hütte erhofften, zeigten sich jedoch nur noch mehr Wegmarkierungen und steilere, unwegsamere Geröllfelder, die es zu durchqueren galt.

Zu unserem Schock führte dann der letzte Teil des Weges über den Berggrat. Die Aussicht war in zweierlei Weise atemberaubend: zum einen traumhafter Blick in Täler und über Bergkuppen,

zum anderen schockierende Abgründe zur Angelus Hut, die sich auf beiden Seiten des Kammweges auftaten.

Dazu kamen starke Windböen, dichter Nebel und natürlich unsere komplette Unerfahrenheit (was solche Bergtouren angeht), die uns zusätzlich verunsicherten. Glücklicherweise erreichten wir trotz dieser widrigen Umstände Angelus Hut (31.05.07). Allein auf der Hütte machten wir es uns bei dem schlechten Wetter gemütlich und machten Feuer im Ofen, zündeten Kerzen an und kochten.
Die gesamte Nacht über stürmte und regnete es und wir wagten kaum darüber nachzudenken, was für ein Abstieg uns erwarten würde.
Für den Extremfall ausgestattet zogen wir am Folgetag unsere komplette Regenmontur an. Der Abstieg war ähnlich erschreckend, wie befürchtet. Der im Guide als relativ einfach beschriebene Cascade Track runter ins Tal begann mit einer Kletterpartie am glitschigen Geröllhang entlang Bächen und Wasserfällen mit beständigem Regen. An diesem Tag erreichten wir definitiv unsere physischen und psychischen Grenzen. Eine auf dem Weg nach St. Arnaud gelegene Hütte auf halber Strecke kam uns da sehr gelegen. Die Glut war sogar noch an im Kamin und das machte unsere Entscheidung leicht, diese Nacht auch noch in einer Hütte (Coldwater Hut am Rotoiti See, 01.06.07) zu verbringen.
Aufgewärmt mit getrockneten Klamotten zogen wir am nächsten Tag die letzten Kilometer bis zu Berti durch. Fertig und k.o. kamen wir am Parkplatz an. Starteten das Auto… aber Berti weigerte sich!!!! Nichts ging mehr, nur noch ein undefinierbares Klacken war zu hören. Zu unserem Glück, war noch eine Familie mit Kindern auf dem Parkplatz. Sie halfen uns Berti zu starten. Dort versuchten wir ihn durch Runterrollen entlang der Serpentinen zum Starten zu kriegen und es funktionierte sogar. Zu diesem Malheur kam noch ein Zettelchen an der Windschutzscheibe. Sie war von einem Mitarbeiter des lokalen DOC Office und besagte, dass wir unsere angegebene Wanderdauer ohne Rückmeldung überschritten haben und sie daher verpflichtet waren uns bei der Polizei zu melden. Wir sollten sie möglichst sofort kontaktieren. In der Hoffnung, dass noch nicht Familie und Bekannte verständigt wurden, fuhren wir sofort zum DOC Office und klärten die Situation. Um Bertis Batterie weiter aufzuladen fuhren wir weiter nach Murchison (02./03.06.07) und fest stand, dass wir hier dringend eine Pause einlegen würden. Diese nutzten wir auch um uns zu regenerieren. Im Backpackerhostel "Zur faulen Kuh", klein, heimelig und gemütlich blieben wir daher zwei Nächte um auch endlich unsere Erlebnisse zu dokumentieren und unseren Blog zu aktualisieren. Heute Abend gehen wir hier im Ort essen und genießen noch mal die Vorzüge der Zivilisation um uns für unsere Tour entlang der Westküste zu stärken.
Bis bald und viele Grüße ….

3 Kommentare:
hallo ihr beiden!
erstmal kompliment, eure reise ist super geschrieben, es macht sehr viel spass sie zu lesen, es ist, als würde ich Joana lebendig erzählen hören, super!
das klingt ja nach vielen höhen und tiefen (im wahrsten sinne des wortes;-) ) die Ihr da erlebt. echt beneidenswert...ich hoffe, das Glück bleibt euch weiterhin treu auf Eurem Abenteuer und macht weiter solche wunderschönen Fotos!
Alles Liebe und ich freue mich auf den Bericht über Eure nächsten Etappen!
große Umarmung, debbie
Liebe Joana, liebe Steffie
mir scheint, ihr seid zu Giraffen geworden! ;) Sie wandern viel umher, schlafen nur 20-30 Minuten pro Tag, haben einen langen Hals, d.h. sie behalten den Überblick und können daher die besten sowie schönsten Aussichten geniessen.
Herzlichste Grüße von hier!
Hier ein weiterer Kommentar!!
Das mir keine Klagen mehr kommen ;)
Ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen, der Reisebericht ist super geschrieben! Da machen die Daheimgebliebenen direkt auch ein bisschen Urlaub in Gedanken!
Hoffe wir sehen bald die nächsten Fotos und können von neuen Abenteuern mit Berti lesen!
Liebe Grüße aus Trier,
anne
Kommentar veröffentlichen